Franz Kafka 

„Wo ich bin, ist keine Klarheit“

Die Kerze brannte langsam ab. Tiefe Nacht blickte durch die Fenster. Aber Felice Bauer hat noch so viel zu sagen, dem scheu-geheimnisvollen Herren aus Prag, und so füllt sie Seite um Seite mit einer fast schon beunruhigenden Beharrlichkeit. Es sind nach Tinte riechende Träume, gemischt mit ungekünstelter Offenheit und dem Versuch des gegenseitigen, ruhigen Vertrauens.  

Und auch wenn Kafka noch so eindringlich warnt: „Vergessen Sie rasch das Gespenst, das ich bin, und leben Sie fröhlich und ruhig wie früher“, ist die Linie bereits überschritten und hunderte Briefe voller Selbsterforschung, Wunschentfaltung und imaginierter Nähe wechseln den Besitzer. Doch wie pragmatisch und gutgemeint auch Felices Ratschläge darin sein mögen, wie wünschenswert eine gemeinsame Zukunft auch beiden erscheint – Kafka übermannt die Furcht, seine Literatur der Ehe opfern zu müssen. 

Przemek Schreck durchleuchtet kenntnisreich und zugänglich die Wirren einer ruhelosen Beziehung und zeichnet ein Bild des Schriftstellers, das so manche Überraschung birgt.

Quellen und Zitate aus: 

- der sagenhaften Kafka-Biografie von Reiner Stach „Kafka: die Jahre der Erkenntnis“, erschienen im S. Fischer Verlag.

- der Kritischen Ausgabe der Tagebücher und Briefe, erschienen im S. Fischer Verlag.

- „Kafkas Welt: eine Lebenschronik in Bildern“ von Hartmut Binder, erschienen im Rowohlt Verlag.

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